Unsere Seereise zu den nordfriesischen Inseln 2012 von Petra Brünnecke

Am 1.6.2012 um 11:00 starten wir unseren Urlaub, fahren bei NW 5-6 Bft von unserem Heimathafen Midlum aus Richtung Delfzijl und machen dort um 14:00 fest. Am nächsten Tag heißt es früh aufstehen, denn wir wollen über die Osterems Richtung Norderney. Um 03:50 kurz nach NW Borkum heißt es Leinen los. Es ist zwar noch dunkel, aber das ist im sogenannten Schlauch kein Problem, denn der ist gut beleuchtet und betonnt. In Höhe Eemshafen werden wir von einem Regenbogen empfangen und bewerten dies als gutes Omen, ehe wir um 11:00 in Norderney ankommen.

Eemshafen
Eemshafen

Am 3.6. fahren wir um 08:15, etwa 3 Std. nach NW Norderney weiter und haben im Baltrumer Watt 1,4 m Wasser, gerade genug, um nicht hängen zu bleiben. Mittags laufen wir im Spiekerooger Hafen ein.

Hafen von Spiekeroog
Hafen von Spiekeroog

Weiter geht’s am nächsten Tag um 11:45, denn wir wollen bei HW durch die Otzumer Balje, für mich die Jungfernfahrt. Das befahren der Seegatten in der Nordsee ist kein Kinderspiel. Bei Wind gegen Strom steht hier eine starke Welle und die Strömung darf man nicht unterschätzen, hier hat es schon so manche Havarie gegeben. Ich bin erst mal heilfroh, dass wir das Seegatt passiert haben. Vor uns liegen jetzt ca. 34 sm, wir segeln mit 5-6 kn und kommen mit den 1,5 m Wellen recht gut zurecht. Am späten Nachmittag können wir am Horizont Helgoland ausmachen und mein Magen fängt doch langsam an, sich zu drehen. Im Gegensatz zu mir macht Uwe das alles nichts aus.

Helgoland in Sicht
Helgoland in Sicht

Zunächst machen wir im großen Südhafen fest. Weil wir noch in der Vorsaison sind, gibt es hier Platz genug, trotzdem nutze ich die Information aus „Jan Werner“ und rufe über Handy den Hafenmeister vom Nordosthafen an, der uns einen Platz anbieten kann. Wir verholen unsere Luna in den etwas besser geschützten Nordosthafen, den ich immer wieder wählen würde. Sofort hilft uns Eilert, ein Stammgast des Wassersportclubs, beim Festmachen. Es wird eine unruhige Nacht, aber zum Glück haben wir einige Ruckfender an Bord und konstruieren mit anderen Fendern, die wir zwischen zwei Leinen klemmen, weitere Ruckdämpfer. Was lernen wir daraus: lange Leinen und viele Fender sind hier ein „muss“.

                                                          Helgoland

Nordosthafen
Nordosthafen

Obwohl die Reise anstrengend war und das Wetter nicht so prickelnd, wollen wir sofort zur „Langen Anna“. Es ist ein atemberaubender Anblick. Die Aussicht über die Klippen auf das weite Meer ist ein Erlebnis und ich kann nur jedem raten, einmal hierher zu kommen, um das Vogelparadies zu sehen. Das Gewimmel der Tagesgäste ist allerdings gewöhnungsbedürftig und wir hatten auch noch nie etwas vom „Bördesturm“ gehört. Die Frau des Hafenmeisters erklärt uns das so: wenn bei ungünstigem Wind die Fähren nicht auf der Südreede liegen können, ankern und tendern sie zwischen der Düne und dem Nordosthafen. Die einlaufenden Tenderboote verursachen einen derartigen Schwell, dass man an Bord seekrank im Hafen wird. Mir ist es jedenfalls so ergangen und ich bin in die Schwimmbadsauna nebenan geflüchtet. Übrigens, die „Seekrankpflaster“ hinterm Ohr helfen gut.

                            "Lange Anna", Lummenfelsen, Tölpel

Das Wetter bessert sich am nächsten Morgen und wir machen einen Stadtbummel, um Portwein einzukaufen.

Am 7.6. haben wir NW 3-4 Bft. und laufen um 09:00 in NW Richtung zur Ansteuerungstonne Sellebrunn W aus. Wer im Südhafen liegt, kann besser die Düne Ost und danach die Tonne Steingrund ansteuern. Wir sind mutterseelenallein auf der weiten Nordsee, passieren um 13:15 die Tonne Rütergat, lassen von da an den Motor mitlaufen, weil der Wind abflaut, wir den Flutstrom nutzen müssen und kommen um 14:30 an der Tonne Süderaue 2 vorbei. Mit dem HW um 15:00 laufen wir nach 38 sm in den Amrumer Hafen ein und sind überrascht, denn einen nagelneuen Passantensteg haben wir nicht erwartet. Die Hafengaststätte ist übrigens sehr zu empfehlen. Am späten Nachmittag fahren wir mit dem Fahrrad zum Strand von Wittdün.

                                                              Amrum

Schilfgebiet bis zum Strand von Wittduin
Schilfgebiet bis zum Strand von Wittduin

Das schöne Wetter nutzen wir, um mit dem Fahrrad nach Nebel zu fahren um die Kirche und die alten Grabsteine zu besichtigen, im Übrigen eine Leidenschaft von uns. Den Amrumer Kniepsand wollen wir uns auch nicht entgehen lassen und fahren weiter zum Strand von Norddorf.

Friedhof von Nebel                                                            Grüne Landschaft, wie bei uns im Hamrich

Der Samstag verregnet und wir machen es uns an Bord gemütlich. Am Abend schauen wir uns zusammen mit Foke aus Esens, einem Stegnachbarn, das EM Fußballspiel Deutschland/Portugal mit anschließender Siegesfeier in der „Blauen Maus “an.
Die Weiterfahrt am 10.6. nach Föhr unter Segeln macht großen Spaß, denn mit 7-8 kn kommen wir in 1.5 Std. im Hafen von Wyk an. Der liegt sehr zentral und bietet die Möglichkeit zu Fuß schnell in der Stadt zu sein.
Die nächsten 2 Tage schenken uns schönes Wetter und wir machen lange Fahrradtouren, zunächst nach Midlum, um in der „Alten Schule“ Kaffee zu trinken. Hier ist es ausgesprochen urig und man sollte den Ort nicht auslassen, wenn man hier Urlaub macht. Ein Ehepaar betreibt dieses Cafe, das mal eine Schule war. Im Garten gibt es ganz verwunschene Sitzecken, die Hühnerküken laufen frei herum und der Innenbereich ist vollständig auf „alt“ gemacht. Die ursprünglichen Klassen- und Lehrerzimmer sind erhalten und es gibt selbstgebackene Torten.

Wir besuchen die St. Laurentiniikirche in Süderende. Danach machen wir einen Abstecher zum Strand von Utersum.
Amrum und Föhr sind sehr viel grüner, als unsere Nordseeinseln mit Weiden und Schilfgebieten. Die Strände sind nicht ganz so schön und Föhr hat keine Brandung, weil Amrum vorgelagert ist.
Am Nachmittag besuchen wir noch das wunderschöne Dorf Nieblum. Der Ortskern ist sehr ansprechend und die Anlage des Binnensees ein Traum zum Verweilen.

Am 13.6. um 06:40, 3 Std. vor HW, heißt es wieder :“Leinen los“, denn wir wollen durch das Amrumer Tief zwischen Föhr und Amrum nach Sylt. Diese Strecke ist, wenn man die Strömung nutzen will, eher ungünstig, weil man gegen die einlaufende Flut fährt, um im Watt genug Wasser zu haben, auch Hooge und Langeneß kann man besser von Amrum aus ansteuern. Wir haben zwar neue Seekarten und unser Hand GPS aber keinen Plotter und so können wir den Prickenweg nach der Tonne A28 / Amrumtief 6 schlecht ausmachen, finden sie schließlich, weil wir gute Sicht haben und hangeln uns am Nordmannsgrund entlang. Da das Fahrwasser von Norden her betonnt ist, müssen wir die grünen Pricken backbord liegen lassen, die hier und da auch mal fehlen. Dieses kennen wir von der Nordsee nicht. Da liegen inselwärts immer die roten Besen. Wir lassen das Echolot nicht aus den Augen und schwören uns, dass wir dieses Fahrwasser nicht noch einmal befahren werden, außerdem läuft es verdammt nah an der Amrumer Nordspitze entlang. Wir haben noch nie eine solch starke Strömung erlebt, verzichten auf die Fahrt durch das Mittelloch, weil es uns zu flach erscheint und fahren weiter nördlich zur Tonne AT 4 Richtung Hörnum 2.

Das Amrumer Tief.

Am Strand stehen Warnschilder und Zäune, damit man nicht in die Strömung gerät.

Bald ist der Leuchtturm von Hörnum/Sylt in Sicht und hier kommt uns der Einhandsegler Foke entgegen, den es schon wieder nach Hause zieht.

                                                                    Sylt

Der Leuchturm von Hörnum auf Sylt
Der Leuchturm von Hörnum auf Sylt

Wir machen um 10:00 im Hörnumer Hafen fest. Dieser ist nicht besonders schön, eher ein Industriehafen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück und kleinem Nickerchen erkunden wir die Südspitze von Sylt mit den herrlichen Reetdachhäusern. Die Dünenlandschaft ist traumhaft, die Brandung gigantisch. Der Sand muss zum Küstenschutz immer wieder aufgeschüttet werden. Stundenlange Strandspaziergänge, wie wir es von unserer Küste gewohnt sind, sind hier nicht möglich, denn der Sand ist weich und man sinkt immer wieder ein.

                                                             Hörnum

Den kommenden Tag nutzen wir für eine Radtour Richtung Rantum. Der Blick über die Salzwiesen ist wunderschön und wir machen auf dem Rückweg einen Abstecher an den Strand zur Sansibar. Hier ist der Jahrmarkt der High Society anzutreffen, nichts für uns Landeier, denn hier gehen die Damen mit hochhackigen Stiefeln an den Stand und die Kegelclubs lassen sich mit Sushi bedienen. Trotz Nebensaison ist hier kein Platz zu kriegen. Wir entfernen uns von der Menge, breiten unsere Stranddecke aus und ruhen uns aus.

Am Abend gehen wir noch einmal an den Strand von Hörnum, der uns einen wunderschönen Sonnenuntergang schenkt.

Am nächsten Tag nehmen wir den Bus nach List. Die Fahrt über die Nordspitze von Sylt ist traumhaft, auch die Hafenpromenade ist sehenswert, allerdings gefällt uns Kampen gar nicht und die Strandpromenade von Westerland ist zu sehr bepflastert. Mit einsetzendem Regen machen wir einen Bummel, um Souvenirs für unsere Kids einzukaufen, die Stadt hat uns aber nicht vom Hocker gerissen.
Sylt einmal zu sehen, ist interessant und man kann mitreden. Aber die Insel wird uns wohl nicht wiedersehen. Freunde haben mir verraten, dass es mehr lohnt, die Insel in der Nebensaison zu besuchen, aber Sylt ist inzwischen zu einem Problem geworden. Die Grundstücks- und Mietpreise sind mittlerweile so horrend hoch, dass die eigentlichen Inselbewohner mehr und mehr abgedrängt werden, weil sie es sich nicht mehr leisten können, dort zu leben. Das Personal der Hotels und der Geschäfte wohnen zumeist auf dem Festland und müssen die lange Zugfahrt über den Hindenburgdamm in Kauf nehmen. In der Hauptsaison sind die Züge mit Urlaubern so überfüllt, dass Mitarbeiter zu spät zur Arbeit kommen oder den verdienten Feierabend auf dem Bahnsteig verbringen.

Am 16.6. verabschieden wir uns von Sylt und segeln um 12:30 bei SW 4-5 Bft durch das Vortrapptief an Amrum vorbei wieder Richtung Helgoland. Wir haben Glück mit dem Wetter und erst als Helgoland wieder in Sicht ist, kommt eine Gewitterfront auf uns zu, die uns aber erst erreicht, als wir um 20:15 nach 42 sm wieder sicher im Nordosthafen festmachen, wieder einmal Schwein gehabt.

                                                           Helgoland

Helgoland von Norden aus zu sehen
Helgoland von Norden aus zu sehen

Der nächste Tag schenkt uns Sonne und wir entschließen uns zur Überfahrt zur Düne. Wer schon einmal hier ist, sollte sich diesen Besuch nicht entgehen lassen. Während Helgoland selber aus Felsen besteht, ist die Düne flach und von feinem Sand umsäumt. Die Seehunde haben sich so sehr an die Besucher gewöhnt, dass man Ihnen sehr nahe kommen kann, ohne dass sie sich stören lassen.

                                                                Düne

Am späten Nachmittag werden wir von Clubmitgliedern zum Grillen eingeladen und abends lernen wir beim EM Spiel Deutschland/Dänemark das Ehepaar von „He geiht“ aus Weener kennen, die uns am darauffolgenden Tag am 18.6. um 5:00 auf der Rückreise nach Spiekeroog begleiten wollen.
Helgoland schenkt uns zum Abschied noch einen wunderschönen Sonnenaufgang.

Um 08:00 passieren wir die Tonne TG 19 und bestaunen die Nordseeriesen, die dort auf Rhede liegen und mit der nächsten Flut in die Weser oder Elbe einlaufen.

                                                             Nordsee

Über Spiekeroog braut sich was zusammen und wir schmeißen den Motor an, laufen um 09:45 die Otzumer Balje an und machen mit den ersten Regentropfen und einsetzenden Sturmböen von 10 Bft im Hafen von Spiekeroog fest. Schwein gehabt, denn „He geiht“ hat auf die Dieselfock verzichtet und ist leider in die Gewitterfront geraten, Renate steht allerdings seid ihrer Kindheit an der Pinne und sie kann nichts erschüttern.
Wir bleiben den nächsten Tag auf der Insel und planen die kommende Fahrt gemeinsam wieder durch die Otzumer Balje, vorbei an Langeoog, Baltrum und Norderney.
Wir starten am 20.6. um 15:00, 1,5 Std. nach HW und segeln mit NO 4-5 Bft. nur mit der Fock, damit wir nicht zu schnell sind, weil wir mit dem auflaufenden Wasser ins Dovetief einfahren wollen. Die Ansteuerungstonne erreichen wir um 19:30 und den Hafen von Norderney eine Stunde später. Nach einem deftigen Essen in der Aalkuhle verabschieden wir uns von unseren Urlaubsfreunden. Ich habe von Wind und Wellen genug und will über die Osterems nach Hause.

Am kommenden Tag legen wir um 09:00, 1,5 Std. nach NW ab und treffen um 14:30 in Termunterzijl und am 22.06. um 13:00 in Midlum ein. Trotz des unbeständigen Wetters können wir auf einen sehr schöner Urlaub zurückblicken. Bedingt durch die Vorsaison sind die Häfen noch leer gewesen, sodass wir gut erholt, aber auch gerne nach Hause kommen.