Rund Dänemark

Rund Dänemark : Mit der Shark 24 zwischen Flaute und zerzauster See                                                                                                          Text& Fotos: Norbert Knüppels / Sabine Mucha

Das Boot: „Venus“ - die Shark 24, BJ.69, abenteuerfähig, minimale Komfortmaximierung, zugelassen bis Windstärke 8, verträgt Atlantiklaune. Heimathafen YCMO Midlum, schönster Naturhafen unter der Sonne Ostfrieslands.
Der Skipper: „Nordbert“ K. - Ein-Hand- Segler, Bj. 62, abenteuerfähig, komfortfrei, zugelassen bis Windstärke 7, Nordseelaune. Heimat: Venus
Der Törn: 27 Häfen, 40 Tage, 987 Seemeilen, 3 Segelpartner, 60 Mettwürste....
Ostfriesische Inseln, von Wangerooge nach Helgoland, die Halligen, Sylt, Dänemarks Nordseeküste mit Halt an einigen Inseln bis Thyboron, durch den Limfjord und längs der Ostseite Dänemarks Samso, Fyn, Langeland bis nach Kiel. Zurück zum Heimathafen Midlum durch den NOK.

Augenblicksglück. Beim Törnbeginn ist das Ablegen das Schönste und ich habe das Glück mit Sonne und raumem Wind loszusegeln. In einem Rutsch nach Emden? Nein, aus Lust noch einige Segelschläge zwischen Gandersum und Hatzum, dann zieht Gewitter auf. Besser in den Hafen von Emden, Wasser bunkern, alles verstauen und ordnen um den Überblick zu behalten, das ist auch auf kleinem Raum bei 7,31m x 2,10m wichtig. Und so, dass bei Seegang keine Mettwürstchen um die Ohren zischen. Der Plan: Segeln wann immer möglich und Motoreinsatz nur zum An-/Ablegen und bei Flaute. Mein Zeitplan enthält hoffentlich genug Puffer für Flauten und alles andere Unvorhersehbare.

Von Midlum nach Helgoland 128,5 nautische meilen

In Emden kommt Sabine, sharkkompatibel, an Bord. Vor Borkum Beaufort 7, ein lautes Knacken lässt mich alle Wanten und Stagen prüfen, tadellos, Besegelung jetzt nur noch Groß, erstes Reff. Die Kontrolle im Hafen von Borkum ergibt keine Schäden, dafür zeigt das GPS rekordverdächtige 10 kn , zuvor lag der Rekord meiner Shark bei 9,8 kn. Das Knacken hinterlässt dennoch ein ungutes Gefühl…

Von Borkum nach Norderney bei O-NO 5 Entscheidung fürs entspannte Segeln im Wattfahrwasser, drei Stunden vor Hochwassser ablegen bedeutet, hier und da festzusitzen: Robben beobachten und den Moment genießen. Nach Wangerooge durchs Dovetief auf die Nordsee und am Wind kreuzen. Kurz vor HW durch die Harle, so sind die Sandbänke kein Hindernis. Morgens um 5.oo Uhr Getöse und laute Stimmen: Jemand legt sich als vierter ans Päckchen. Also raus, Ansage, dass wir um 9.00 ablegen wollen, die beiden vertaut gelassenen Boote im Pack mit meinem Motor drehen und wieder anlegen auf engstem Raum. Und schon sind wir vierter im Päckchen. Mein 8 PS Yamaha Langschafter mit Schubschraube und niedriger Drehzahl zeigt nicht nur gute Schlick-Räumeigenschaften falls es doch mal weniger als eine Handbreit Wasser unterm Kiel gibt sondern er ermöglicht u.a. dieses Manöver.

Weiter nach Helgoland bedeutet neues Revier für uns. Erst NO 3, dann schläft der Wind ein. Zeit zum Angeln! Bis auf einige Quallen und Haifischflossenstücke ohne Erfolg. Vor Helgoland kommt der Wind vorlicher und nimmt zu. Beim Durchsetzen der Genua verrät eine Schrecksekunde, dass die Shark in die Jahre kommt: Eine Winsch reisst aus und baumelt plötzlich ohne Muskeln vor unserer Nase, knallt dann in die Plicht. Eine der Schrauben die Winsch und Deck verbanden war nahezu durchgerostet. Das ungute Gefühl vor Borkum hat also einen Hafen. Was ist auf Helgoland los?Nordseewochen und Start zur Regatta rund Skagen! Ein reges und buntes Treiben mit 1500 Seglern, viele Päckchen mit 20 Booten. Wir liegen als eins der kleinsten Boote als achtes im Päckchen. So kommen wir ins Gespräch, und da der Hafenmeister von Hooge neben uns liegt und Hooge der nächste Hafen sein wird, verspricht er sofort, beim Wiederverschrauben der Winsch zu helfen. Schrauben gibt’s beim Schiffsausrüster auf Helgoland. Zwei Tage bleiben wir auf Helgoland bis der Wind nachlässt, eine gute Gelegenheit bei sonnigem Wetter den Vogelfelsen zu bestaunen - der Lummensprung steht kurz bevor. Noch die Düne besuchen und die Robben, die sich am Strand in der Sonne räkeln, beobachten. Ein Bulle frisst Sabine die Kekse aus der Hand- Abenteuer pur. Startschuss der Regatta, und schon am nächsten Morgen kehren einige havarierte und frustrierte Segler zurück im Hafen.

 

Weiter nun allein, erst auf Sylt wird Werner an Bord kommen. Sabine nimmt jetzt den Luftweg zurück ins Ruhrgebiet.

Ein-Hand-Segeln bis Sylt  220,5 nm

20:59 HW Hooge, schöne Welle bei NW4, Rütegat am Wind. Immer wieder Tümmler und viele Seevögel. Im Hafen werde ich schon vom Hafenmeister und seinen Freunden erwartet. Etwa 3 h vor HW ist das Anlegen eine Etappen-Schlick-Angelegenheit. Hier hab ich das Kontrastprogramm zu Helgoland: Ruhe, freie Strandkorbnutzung, erstklassige Sanitäranlagen, ich bin willkommen.

Hallig Hooge

Die Segler helfen mir bei der Montage der Winsch, und ich knüpfe noch Netze für die Pantry um sie vor die Regale zu spannen damit ich beim Segeln freie Sicht hab. Denn eine freischwebende Unterhose vor den Augen soll aus dem Ein-Hand-Segler keinen Blindfisch machen. Zwei Urlaubstage, herrlich hier, ich komme wieder. Mit aktuell etwa 75 Bewohnern nach Schätzung des Hafenmeisters bringen nur die Tagesausflügler etwas Bienenkorbstimmung auf die Insel. Am 02.06. lege ich bei NW 5 nach Amrum ab, Sturmfock mit Bändsel an der Reling bereit und zweites Reff im Groß. Mit Groß und Motor bis Tonne Langenes 3, nasse Angelegenheit, dann Motor aus und kreuzen wegen Strömung, Kreuzsee und mit 1,5m Welle schöne Kirmes. Bei Süderau 4 keine Wende möglich wegen Strom-Wind-Wellenbedingungen. Halsen geht und direkt auf Amrum zu. Das Anlegen mit Seitenwind und Heckpfählen ist als Einhandsegler eine Herausforderung. Eine Heckleine gerät in die Schraube als ich die Vorleine übergebe und der Vorleinenmensch sie fieren lässt während ich achteraus wieder Richtung Heckpfahl fahre. Motor aus und erneuter Versuch. Als ich endlich gut festgemacht habe kommt die Information: „Es ist heute nichts los hier, könntest auch am Schwimmsteg (12m) anlegen.“ Die Nerven reichen noch, das Boot umzulegen. Mit dem Rad zum Strand, herrliche Tour, Sand so weit das Auge reicht. Ich laufe zwei Stunden aber ziehe heute die warme Dusche der 15 Grad kühlen Meereswassertemperatur vor. Am nächsten Tag verläuft die Wattfahrt zwischen Amrum und Föhr ruhig unter Motor, gegen Strom. Setze schon die kleine Fock und Groß und kreuze unter Hörnum bis vor Sylt die 10m-Tiefenlinie erreicht ist.

richtung Sylt

Dann hoch am Wind Kurs 0°-10° heftig mit 6 kn, Begeisterung bei Skipper und Venus. Bis Westerland und dann am Wind und erstes Reff, 7 kn. Die Welle geht mehrmals über Deck, Wasser bis in die Kajüte und alles ist nass, auch der Steuermann. Das Schott ist für solche Badeaktionen nicht gemacht, da besteht Handlungsbedarf, das kommt auf die Bastelliste. Ansonsten hab ich schon einiges verändert, u.a. geht der Drehpunkt des Ruders nun durch die achterliche Backskiste statt wie im Original angehängt. Dadurch ergibt sich eine leichtere Pinnenführung. Auch mein neues Groß hat nur ein Viertel des Gewichtes des Originalsegels, Motor und Pinne habe ich verbunden, so dass der Motor bei Pinnenlegung mitgeführt wird. List ist ein schöner kleiner Hafen mit Gastronomie in der Dorfmitte. Am nächsten Tag er-fahre ich Sylt mit dem Rad. 35 km ohne Segel, nur Beinmuskeln. Die beiden 16-Zoll-Räder verschluckt das Boot problemlos und ich bin froh, sie mitgenommen zu haben. Werner kommt abends an Bord und ich freue mich auf eine Vier-Hand-Segelwoche.

Skagen ade: Von Sylt entlang der Küste durch den Limfjord bis Aalborg 473,9 nm

Am 05.06. von List nach Fanö bei NW5 und ich kreuze mich beim Lister Tief halb tot weil ich zu spät abgelegt habe. Also mit Motor bis Ansteuerungstonne. Der Segelschlag nach Fanö ist am Wind und mit Werner. Sein erster Segeltag beschert ihm eine Taufe mit frischem Nordseewasser, denn trotz nachlassendem Wind steht noch die Welle von Bft 5.
Bis zur Hafeneinfahrt segeln wir, beim Einlaufen in den Hafen (22:30) stecken wir mitten in der Einfahrt im Schlick. Und jetzt? Genau der passende Moment um das Abendessen zu genießen. Um 23:30 legen wir im Dunkeln ohne Wind perfekt an.
Von Fanö Nordby nach Hvide Sande legen wir am nächsten Morgen um 8.30 ab, um 9.30 NW Fanö. Das ablaufende Wasser hilft uns während des Frühstücks in der Plicht bis vor die Insel.
An der Ansteuerungstonne steht 1,5m Kreuzsee, wahrscheinlich der Übergang von Ebbe zur Flut da nach zehn Minuten der Spuk vorbei ist. Je Steuermann drei Patenthalsen weil fast kein Wind ist aber die Wellen noch auslaufen und im Schmetterlingskurs gesegelt wird. Fock, Genua, Blister und zum Schluss 1h Motor. Unsere Angelmühen bleiben ohne Erfolg aber das Dorschfilet in der Pizzeria (!) von Hvide Sande ist super.
Nach Thorsminde zunächst bei Bft 4-5 und bewölktem Himmel, mit Genua und Groß läuft die Venus gut, dann wird’s weniger mit dem Wind und der Blister muss aushelfen. Zeit für ein neues Angelmanöver, Werner und ich geben alles, aber auch diesmal fangen wir nichts. Kurzzeitig taucht vor unseren Augen ein Tümmler auf, springt aus dem Wasser, streift dabei mit der Flosse meine Angel, um auf der anderen Seite des Bootes wieder einzutauchen. Trotzdem verschieben wir unseren Ehrgeiz auf die nächste Flaute und fahren kurz unter Motor, bis wir die Genua setzen. Thorsminde ist ein Fischereihafen ohne Liegeplätze für Sportboote, Trost sind kalte Duschen und gesalzene Preise. Der Gezeitenunterschied im Hafen beträgt 1,5 Meter.

Vorm Limfjord

Im Regen starten wir mit Widerwillen gen Lemvig und bremsen an der Hafenausfahrt das Baggerschiff aus, das fängt ja gut an. Aber dann wunderschön erst mit Fock und weiter mit Genua mit dem Wind, dabei Schmetterlingsegeln bei SW 4-5. Vorm Limfjord setzen wir bei Regen die Fock, dann mit Halbwind in den Fjord und hoch am Wind mit 7,8 kn Richtung Hafen kreuzen, da hüpft und krängt das Seglerherz. Der niederländische Segler der unter Motor neben uns her fährt und bei dem Regen in den Hafen von Thyborön einläuft, schaut etwas ungläubig. Wahrscheinlich ist er allergisch gegen Nordseeregen und beneidet uns. Die Venus zeigt sich von ihrer Jollenseite und wir werden am Ende mit wolkenlosem Himmel und einem herrlichen Sonnenuntergang im Jachthafen von Lemvig verwöhnt.
Der nächste Tag ist ein völlig verregneter, bestens geeignet zum Einkauf, mit dem Rad ins Dorf und zu Aldi und Netto: Heimatgefühle. Ein Hafentag der sein Highlight im Golfrestaurant von Lemvig hat. Weiter geht’s nach Fur bei W 4.

Lemvig                                                                                  Aalborg

Schon bei der Ansteuerungstonne Lemvig setzen wir den Blister und segeln bis etwa eine Stunde vor der Brücke im Odde Sund , warten unter Motor bis der Brückenwärter uns bei ROT durchwinkt, vielleicht wegen des schwedischen Seglers der sich vordrängeln wollte, wer weiß. Da im Fjord fast keine Welle ist, erweist sich der Halbwindkurs nach Fur bis auf die enge Hafeneinfahrt als passend. Unspektakulär hier, also am nächsten Tag nach Gjöl mit mässiger Brise und unter Segel durch die AB-Brücke hinter Logster, der Brückenwärter öffnet sie nur einen Meter. Wie nett wäre jetzt ein kurzer Plausch per Funk, den ich noch nicht an Bord habe. Werner hat den ewigen Schmetterling satt, aber wir haben keine Wahl, dafür gleichmäßigen Wind. Anders geht es uns am nächsten Tag bei wechselnden Windrichtungen mit Kurs Aalborg, heut ein kurzer Seeweg . Wir setzen Fock und Groß und laufen schon am Nachmittag in den Stadthafen „Vestre Bädehavn“, einer der drei Häfen von Aalborg, ein. Mit dem Rad besichtigen wir die Stadt, keine Bereicherung aber wir sind nah am Bahnhof. Werner fährt heim.

Allein mit dem Wind von Aalborg bis Wendtorf/Kieler Bucht 743,5 nm

Hoch am Wind, der so schläfrig ist, dass ich unter Motor durch die Industrie von Aalborg fahre. Danach ist Venus das einzige Boot unter Segel, mit Genua, Groß und 3-5 kn bin ich sehr zufrieden, dass ich überhaupt segeln kann. Das Anlegen in Egense klappt gut, aber es hat lange gedauert,weil ich allein mit den Heckpfählen bin. Erst die Vorleine lose belegen, zum Fieren um die Winsch gelegt, beim Fieren irgendwie beide Heckleinen über die Pfähle, nun die Heckleinen wieder fieren und die Vorleine dicht holen: Drei Leinen und zwei Hände. Alle erst belegen und nun die richtigen Vorleinen festmachen..........  geht gut aber jeder Handgriff muss sitzen, das braucht noch mehr Routine.
Der gemeldete Wind von 5 auf dem Weg von Egense nach Hurup ist dann doch 6 und in Böen 7. Der Versuch unter Land mit weniger Welle zu fahren, ist wegen der Flachwasserbereiche nicht gelungen. So erlebe ich, dass auch meine Shark bei zu viel Krängung mit Ruderblatt gen Himmel in den Wind schießt! Der Gedanke Grena zu erreichen, ist schnell weg und Hurup ist mein Ziel. Dafür ist das Anlegen mit Heckpfählen diesmal schon routinierter, mit Seitenwind und Hilfe vom Steg. Der schöne Hafen, die ruhige Lage, der Strand und Angelmöglichkeit sind ein willkommener Ausgleich für das unfreiwillige Segelabenteuer heute. Ich hätte über Bord gehen können, war aber mit Sorgleine angepickt. Am Ende des Tages ernte ich das Kopfschütteln eines dänischen Seglers, der nicht glauben wollte, dass ich heute von Egense nach Hurup gesegelt bin.
Mit wenig Wind aus SW ist das Ablegen gegen 10.00 Uhr heute etwas lustlos. Dann in Richtung Grena gekreuzt, der Wind schläft fast ganz ein, die Fahrt geht unter 2 kn. Dann doch noch Wind 4 gleichmäßig aus SW, genau gegenan, gekreuzt. Gegen 20:30 Uhr im Hafen von Boenerup angelegt, die Welle von 1,5m und der Strom von ca. 1kn hat mich ausgebremst. Im Herzen der Fischindustrie sinke ich in die Koje.
Der nächste Tag wird ein herrlicher Segeltag, viel kreuzen, geplantes Ziel ist erst Ebeltoft aber vor Leuchtfeuer Gjerrild geht der Strom auf 3kn. Gekreuzt was das Zeug hält bis Karten-WP 693. Um 17:30 muss ich wegen der Zeit abbrechen und segle nach Greena.

Ein kurzer Schauer in der letzten Segelstunde dann Sonnenschein im Hafen. Nette Hafennachbarn mit Hund: Stephan Boden mit „Digger“ aus Hamburg, endlich mal ein kleineres Boot als die Shark 24. Der Werbefilmer mit Hund und Freundin an Bord testet gerade die neue Dehler 18, ist für einige Monate unterwegs und kommt mit der Dehler 18 plus Kitesegel auf 8 kn. Shark plus Genua kann 10 kn.
Der folgende Tag ist ein Hafentag mit Regen und Sonnenschein, ideal zum Proviantaufstocken, zum Sonnen in den Dünen bis das Gehirn zu Trockenfleisch wird und zum Radfahren. Zeit haben, sich die Zeit nehmen. Alle die hier sind, schätzen dieses Geschenk, manche sind für mehrere Monate unterwegs.
Als ich von Grenaa nach Ebeltoft segle, schleicht sich doch ein wenig das Gefühl ein, nicht vorwärts zu kommen, wo bleibt die vorhergesagte Windstärke 5? Was will ich machen? Schneller segeln geht nur mit guten Bedingungen, also bleibt der Zeitfaktor, den ich beeinflussen kann, wenn ich den Motor ignorieren will. Und so lege ich um 7 Uhr ab, Richtung Tunö. Regenwetter und wenig Wind: Erst gekreuzt, dann wenig Wind und doch ne halbe Stunde Motor. Der Wind wird mehr und so geht’s mit Halbwindkurs und Genua zwischen 4-5 kn Fahrt weiter. Wolkenlos und warm, segeln mit Sonnenbaden, ja auch das geht mit meinem Freund, dem Autopiloten. Um 12:34 Uhr 1,2nm vor Karten-WP 669 die Stromgrenze, erst leichter Strom in Fahrtrichtung, nach der Grenze 2 kn Gegenstrom. Beeindruckend. Bei Untiefentonne Öreflippen zieht eine dunkle Front auf und ich entscheide mich für den Richtungswechsel nach Ebeltoft. Zu spät, wie sich herausstellt, eine dreiviertel Stunde vorm Hafen legt der Regen los. Die Sicht sinkt unter 30m. Wasser bis in die Unterhose und der Hafen ist nur mit GPS anzusteuern. Das Anlegen ist perfekt, der Regen hält sich und so gibt es ein Drei- Gänge- Menü zum Abendessen: Dose 1, Dose 2, Dose 3.
Am nächsten Morgen lädt mich die mässige Brise aus WSW ein, erneut um 7.00 Uhr abzulegen. Man kann sich daran gewöhnen, früh abzulegen, die Ruhe, nur einige Fischerboote unterwegs, das hat was. Der Wind zwingt mich zum Kreuzen, denn ich will nach Korshaven. Viel Sonne und ein ruhiges Segeln tun mir gut. Ich nehme die Mahlzeiten während der Fahrt ein, mittags angel ich einen Dorsch. Das heißt: Angel rein, Dorsch raus. Sechs nm vor Korshaven beobachte ich Tümmler, ca. 20 Tiere die in Gruppen von 2-3 kurz auftauchen. Keine 100m vom Boot entfernt kann ich ihre Atemgeräusche hören, ein Schauspiel, dass mich so bannt, dass ich nicht die Kamera rauskrame. Kurz vor Korshaven muss ich den Motor aufwecken, weil der Wind einschläft. Dabei zerlege ich den Dorsch in pfannengerechte Stücke. Das Abendessen mit reichlich frischem Fisch ist köstlich. Eine Wohltat, nachdem ich erst um 22.00 Uhr anlege

Für den Folgetag ist umlaufend bis O Wind 3 vorhergesagt, ich will den Sonnenaufgang erleben, daher geht der Wecker um 4.30 Uhr. Keine 30 Minuten später bin ich schon unterwegs, mit dem Sonnenaufgang unter Motor durchs Riff. Dann mit Fock und Groß im Halbwindkurs in den Großen Belt, wunderbare Stille. Ich segle mit nachlassendem Wind und Genua durch die kleine Durchfahrt der Belt-Brücke.

Dahinter schläft der Wind ganz ein. Es ist ca. 11.30 Uhr und ich starte ein Angelmanöver. Das heißt: Angel rein, nix raus, viele Minuten. Aber auf den Wind ist Verlass, der Genua reicht die schwache Brise. Beim Leuchtfeuer Bagenkop muss ich den den Motor bitten. Währenddessen ein schönes Essen. Um 21.30 Uhr gelingt mir das Anlegen in Bagenkop mit Zuschauern und Heckpfählen und Bft 2 perfekt. Geht doch!
Da zum Abend hin nordöstlicher bis östlicher Wind angekündigt wird, lege ich am Morgen mit Ziel Wendtorf/Kieler Bucht um 5.00 Uhr mit wenig Wind ab. Der Blister kommt zum Einsatz bei raumem bis achterlichem Wind. Da der Wind zunimmt, wechsle ich auf Genua und Groß. Es wird auch segeltechnisch nie langweilig, es ist ein Vergnügen, die Segel zu wechseln, in Bewegung zu sein. Als die Genua zuviel Tuch ist, wechsel ich zur Fock. Die Welle wird mehr, und letztlich hole ich die Fock runter um nur mit dem Groß zu segeln. Ein entspanntes Segeln ist es nun bis Wendtorf, dessen Hafen ich gegen Mittag ansteuere um einen Freund zu sehen.

Der nächste Tag ist also ein Hafentag, das Schiff von Roland, Sabrina und Sophie hat hier den Liegeplatz. Ich verbringe schöne Stunden mit Roland. Abends kommt mein Freund Otto an Bord um den Rest der Seemeilen mitzusegeln.

Durch den NOK bis Borkum 962,9 nm

Zurzeit ist Kieler Woche und so entscheiden wir uns um 10:30 abzulegen. Mit Halbwind geht’s erst mal rechtwinklig durchs Fahrwasser Kieler Förde und dann kreuzen wir in die Förde in Richtung NOK. Samstags ist immer die Windjammerparade und dieses Mal können alle Teilnehmer mit dem Wind segeln. In unserer Richtung – ein Am-Wind-Kurs - fahren alle Segelyachten unter Motor oder liegen vor Anker um zuzuschauen. Allein wir segeln, kreuzen unter größter Achtsamkeit komplett durch die Parade zum Vergnügen aller Beteiligten.

Bis zur Schleuse vom NOK segeln wir, und dort müssen wir warten, bis wir in die Schleuse dürfen. Es gibt Schwimmstege für Boote und das Schleusen ist problemlos. Im Kanal ist es zwar beeindruckend, wenn die großen Schiffe so dicht an einem 24-Fuß-Boot vorbei fahren, aber die Wartezeiten bei den Weichen und das monotone Motorengeräusch lässt uns die Zeit lang werden. Gegen 22:30 Uhr legen wir bei der Gieselauschleuse - km 40,7 - an.

24.06.12, 822nm und Regen: Auf nach Altenbruch

Um 12:45 NW Brunsbüttel. Um schnell durch den Kanal zu kommen, lege ich um 5 Uhr ab und Otto kann noch in der Koje bleiben. Die Schleuse Brunsbüttel erreichen wir gegen 9.00 Uhr und können ohne Wartezeit einfahren, so dass wir gegen 10 Uhr schon auf der Elbe Richtung Otterndorf segeln. Das einzige Mal bei diesem Törn, das die Navigation nicht stimmt: Durch eine Unaufmerksamkeit erwische ich beim Abzirkeln die Ansteuerungstonne Oberndorf und gebe also diese und nicht Otterndorf ins GPS ein. Die somit nicht erwartete Mole liegt natürlich unter Wasser aber die Strömung macht uns misstrauisch, daher setzen wir mit nur langsamer Fahrt entspannt – haha- auf. Die Yamaha- Schubkraft, die rückwärts genauso greift wie vorwärts, rettet uns. Die anschließende Korrektur der Tonne ergibt, dass wir noch etwas weiter segeln müssen. Bei der Einfahrt Otterndorf kommt das nächste Problem: die Fahrrinne ist nicht tief genug, der Sandboden macht es uns schwer. Mit viel Hin und Her erreichen wir Altenbruch. Auch dort ist die Wassertiefe nicht ausreichend, aber wir können durch den Schlick doch anlegen. Motor sei Dank. Regen den ganzen Tag. Wegen des schlechten Wetters fahren wir unter Motor und unter Landabdeckung nach Cuxhaven weiter. Wind 6 aus West und Regen. Die Welle macht gute Laune, flößt Respekt ein, und vor der Hafeneinfahrt Cuxhaven sind 5 kn Strom. Mit Vollgas ins Hafenbecken geht problemlos.

Am nächsten Tag nehmen wir den Starkwind zum Anlass einen Hafentag einzulegen und radeln mit den vom SV Cuxhaven kostenlos zur Verfügung gestellten Rädern nach Otterndorf. Hin treten wir vor dem Wind, zurück müssen wir am Wind radeln, das ist nur mit Pausen möglich. Immerhin hat der Wettergott ein wenig Erbarmen, es ist trocken.
Mit mässiger Brise aus West ist das Ablegen von Cuxhaven nach Wangerooge um 7.00 Uhr Pflicht, denn 7.01 Uhr ist HW Cuxhaven. Herrliches Segeln bis der Wind einschläft und wir eine Stunde den Motor brauchen. Mit wenig Wind unter Blister und Groß geht’s dann im Halbwindkurs mit 5-6 kn weiter bis der Nebel kommt. Bei der neuen Weser Reede ist die Sicht unter 50m und wir motoren nach Wangerooge. Unser eigentliches Ziel Spiekeroog steuern wir nicht an, um möglichst schnell aus dem Fahrwasser zu kommen. Beim Törnbeginn hatte ich die Harletonnenposition vor Wangerooge im GPS überprüft und berichtigt, so dass das Befahren ohne Sicht möglich ist. Anlegen in einem beschaulichen und kleinen Hafen, hier gefällt es uns.
6:47 HW Wangerooge. Gegen Abend soll es Starkwind geben, bisher eher Bft 3. Wir gönnen uns um 9.00 Uhr ein etwas späteres Ablegen und fahren wieder durch die Harle auf die Nordsee. Der Blister wird gesetzt und das glatte Wasser lässt eine ruhige Fahrt zu.

Wir angeln drei Markrelen – yeah! Der Wind wird stetig mehr und weil gegen Abend 5-6 vorher gesagt is, fahren wir zwischen Baltrum und Langeoog durch das Fahrwasser Accumer Ee ins Wattfahrwasser. Bei herrlichem Wetter genießen wir ein entspanntes Segeln hinter Baltrum und Norderney bis zum Hafen Norderney.

Borkum

19:17 ist HW Borkum. Um 15.00 Uhr ist das Ablegen von Norderney daher etwas zu früh und wir fahren unter Motor zwischen den Inseln bis zum Memmert Fahrwasser. Der erste Segelversuch scheitert mangels Wind. Nach den Fahrwasserpricken folgen noch vier weitere Segelversuche aber der Wind ist immer nur kurz da. Ein wenig Frust und die schwarze Front sorgen dafür, dass wir die Segel untenlassen und wegpacken. Der dann aufkommende Wind ist von vorn und heftig böig. Noch das Borkumer Wattfahrwasser und gegen 20:30 Uhr legen wir perfekt an. Die Meilen von Borkum nach Midlum verschieben wir, denn es gibt Gewitter. Wegen der Wetter- und auch der Tideverhältnisse lassen wir daher das Boot auf Borkum und fahren mit der Fähre nach Emden. Eine Woche später hole ich das Boot von Borkum nach Midlum.

Nach dem Törn ist vor dem Törn


Rund Dänemark: Die Vorbereitung war gut und mein Zeitplan hat gepasst, doch werde ich zukünftig mehr Tage zum Verweilen einplanen, Hafentage ausdehnen wenn mir danach ist. Und ein Funkgerät wird mich begleiten, der SRC ist in Planung. Ich freue mich auf den nächsten Törn und würde auch nochmal dieselbe Route nehmen. Denn man steigt nie zweimal in denselben Fluss. Die Reise hat mich verändert, ich habe mich und meine Grenzen mal wieder kennengelernt. Und in den letzten Tagen des Törns auch die Freude aufs Zuhause, das eigene Badezimmer und den üblichen `Luxus`. „Nein“! So habe ich spontan auf die Frage ragiert, ob ich mich in der Zeit des Ein-Hand-Segelns allein gefühlt habe. Ich suchte und kam schnell in Kontakt mit anderen Seglern und hatte zudem immer Hilfe, wenn ich sie brauchte. Ansonsten bin ich ins Segeln eingetaucht, keine Chance jemand oder etwas zu vermissen. Nur für mich und fürs Boot zuständig zu sein, das entspannt. Und es gibt jetzt Gier nach mehr freier Zeit, nachdem die Arbeit jahrelang im Vordergrund stand.
Gab es Situationen mit Angst? Nein, denn als z.B. das Boot mit starker Krängung und sichtbarem Ruder in den Wind schoss, habe ich gehandelt. Beunruhigt war ich erst im Nachhinein, als ich anfing, darüber nachzudenken, was hätte passieren können. Diese Erfahrungen mit dem Boot waren lehrreich.

Mag sein, dass der Einen oder dem Anderen beim Lesen nicht entgeht, dass an den letzten Tagen des Törns die Energie raus war. Aber das Fahrtensegeln bleibt das, was mich reizt. Wind, Wasser, Venus, meine Gesundheit und andere Segler waren dabei auf meiner Seite. Ich habe mein Boot wieder mal neu kennengelernt und bleibe überzeugter Shark24-Segler.

So wünsche ich jedem Leser immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel.