Fahrten auf der Ems

VON PETRA BRÜNNECKE

Wer von Oldersum aus emsaufwärts Richtung Midlum fahren möchte, sollte bei mittlerer Tiede starten, um den Flutstrom zu nutzen, der 2-3 kn beträgt. Wir treffen hier auf Tausende von Nonnengänsen, die hier am Ufer ihr Brutgebiet haben. Manchmal muss man achtgeben, dass man mit den Küken nicht kolliediert. Wer Glück hat, kann sogar einen Seeadler beobachten.

Midlum ist unschwer an den beiden Schornsteinen der ehemaligen Ziegelei zu erkennen. Die Einfahrt in den Hafen gehört leider der Vergangenheit an.

Wer flussabwärts fahren möchte, sollte bei Hochwasser starten, um den Ebbstrom zu nutzen. Zunächst muss man das Emssperrwerk passieren.

Gleich danach ist auf der Backbordseite das schöne Fischerdorf Ditzum mit seiner Windmühle, der schonen Kirche und am Ende die Bültjerwerft zu sehen. Hier sind die letzten Krabbenkutter an der Unterems beheimatet und geben dem Hafen mit seiner Promenade einen besonderen Charakter. In der Einfahrt  finden wir backbord den Anleger des Yachtclubs Boreas, der bei mittlerer Tide trockenfällt. Wer anlegen möchte, kann dies steuerbord an einem der Kutter tun.

 

 

 

 

 

Wenn wir Ditzum passiert haben kommen wir am Emden Hafen vorbei.

Der erste holländische Hafen an der Backbortseite ist Termunterzijl. Ihn erreichen wir in ca. 2 Stunden. In der Hafeneinfahrt steht ein starker Strom, deshalb muss man aufpassen, und sich vom Steinwall fernhalten. Termunten ist ein beschaulicher kleiner Fischerort mit einer netten Hafenkneipe und ideal zum Fischessen im Dorf. Wer ein Wochenende dort verbringt, sollte ausgiebig spazierengehen oder sogar mit dem Bordrad Richtung Dollart, in den Hamrich oder zu den Nachbarorten fahren. Hierzu muss man sich viel Zeit lassen. denn die Landschaft ist sehr weitläufig. 

Wer weiter flüßabwärts fährt, erreicht schnell die Einfahrt des Industriehafens Delfzijl. Die Fahrt bis zum Anleger durch den sogenannten "Schlauch" dauert 1/2 Stunde. Die Steganlage ist sehr gut und es gibt ein schönes Clubheim, in dem man sich abends gerne ein "Bierchen" gönnen  und einen Seebärenplausch mit anderen abhalten kann. Der Hafen selber ist sehr unruhig, ein Industriehafen eben. Die Stadt lädt zum Einkaufsbummel oder zum Essengehen ein.

Für eine Wochenendtour bietet es sich gut an, am Freitagnachmittag nach Delfzijl zu fahren und am Samstag nach dem Stadtbummel nach Termunterzijl. Am Sonntag kann man vor der Rückreise nach Oldersum noch einen Abstecher nach Ditzum machen.

Wer von Delfzijl aus über die Osterems nach Greetsiel, Juist oder Norderney möchte, fährt mit einem Tiefgang von 1.5 m bei Niedrigwasser Borkum los, ansonsten entsprechend früher. Somit fährt man noch ca. 2 Std. mit dem Strom und hat bei der Emshörn Plate mit auflaufendem Strom wieder genug Wasser, um das Wattenhoch zu überqueren. Bei ruhiger See bietet es sich auch an, zu ankern oder sich "trockenfallen" zu lassen, bis der Flutstrom genug Wasser schickt. In dem Fall kann man bereits bei Hochwasser starten.

Waagerechtes Trockenfallen geht nur mit einem "Kimmkieler".
Waagerechtes Trockenfallen geht nur mit einem "Kimmkieler".

Wer über die Westerems nach Borkum will, kann dies mit einer Geschwindigkeit zwischen 5-7 kn von Oldersum aus in einer Tide schaffen, wenn man bei Hochwasser losfährt. Doch Achtung! Wer diese Strecke noch nicht kennt, wird sich wundern, welche Dünung sich bei Windstärken ab 4-5 bft und sogenanntem "Wind gegen Strom" aufbaut. Das heißt im Klartext, der Wind kommt aus Nordwest oder West und der Ebbstrom, den wir ja nutzen wollen, läuft entgegengesetzt. Da kann es schon mal ungemütlich werden und ist mit einem Motorboot über 3 bft nicht mehr zu empfehlen. Das gleiche kann einem selbstverständlich auch auf der Rücktour passieren, wenn wir Süd- oder Südostwind haben und wir mit auflaufendem Wasser stromaufwärts fahren. Das ganze sieht dann so aus....... 

Bei Südwind ist meisten schönes Wetter und diese Dusche läßt sich besser aushalten als "Wind gegen Strom" bei Westwind.
Bei Südwind ist meisten schönes Wetter und diese Dusche läßt sich besser aushalten als "Wind gegen Strom" bei Westwind.

Wenn wir an der Steuerboardseite Knock Radar passiert haben, kommen wir kurz darauf an Eemshafen vorbei. Hier gibt es nur einen Schutzhafen. 

Wenn wir gut gerechnet und Glück haben, erreichen wir bei der grünen Tonne F1 die Fischerbalje genau zur Kentertide und können mit dem einlaufenden Stom in Richtung Port Henry fahren. Wir brauchen uns nicht zu beeilen, denn den Hafen kann man bei jeder Tide anlaufen, aber für einen Platz am Steg braucht man noch ca. 1 Std auflaufenes Wasser, denn auch hier gibt es das Problem der Hafenverschlickung.

Die Hafenanlage ist eine Katastrophe und trotzdem wird Port Henry von vielen Schiffen besucht, da alles, was sowohl von den holländischen Inseln, als auch aus östlicher Richtung kommt, Borkum als Sprungbrett braucht. Wer dieses Revier überhaupt nicht kennt, sollte zu allererst eines wissen: ohne Tidekalender geht hier gar nichts und wer das Wattenmeer befahren will, sollte gut rechnen können und sich auf jeden Fall den kundigen Rat vom Hafenmeister oder der Nachbarboote einholen. Außerdem ist die Strömung auf der Ems und besonders in den Seegatten nicht zu unterschätzen. Leider kommt es hier immer wieder zu gefährlichen Havarien. Wer jedoch das Revier gut kennt, weiß, dass der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ein außergewöhnlich schönes Revier ist, das uns nicht wieder losläßt.

Borkum hat für jeden etwas. Der Weg vom Hafen in die Stadt oder zum Strand ist recht weit, aber dafür gibt es den Bus, der über die ganze Insel fährt oder, wer keine Bordräder hat, leiht sich im Restaurant Baalmann, wo man übrigens hervorragend essen kann, Fahrräder. Eine Tour lohnt sich immer. Ich empfehle zunächst am Watt entlang zu radeln, dann Richtung Ostland, um Kaffee zu trinken und weiter Richtung FKK Stand, um in der "Standbudje" einzukehren.

Um den Weg fortzusetzen, fährt man entweder am Flughafen vorbei oder geht nochmal zum Weststrand nahe des Zentrums. 

Wenn wir von Borkum aus wieder Richtung Heimathafen wollen, fahren wir 1 Std. nach Niedrigwasser Borkum los, um den Flutstrom zu nutzen. Bis zur Fischerbalje haben wir aber zunächst noch den Strom gegenan, bevor uns die Flut "mitnimmt".

Eemshafen erreichen wir wieder in ca. 2 Std., Emden in 3 und je nachdem, wie gut es läuft, sind wir in 4 Std. wieder in Oldersum. 

Mien Stroom

Flood is vörbi,

mien Schipp wacht up mi,

mit offlopend Water geiht 't ruut.

De Seils umhoog,

Wind is genoog,

so sitt ik an d' Pinn' un sing luut:

 

Refrain: Nehm mi mit up d' Reis mien Stroom,

wied ruut up de See,

waar Ruum un Tied in 't Nix vergeiht,

waar d' Kimm Begünn un Enn togliek bedüden deit.

 

Sörgen bisied,

Olldag is wied,

mien Schipp is en Eiland up Drifft,

Du an mien Sied,

so bün ik blied,

ik hoop, dat dat alltied so blifft.

 

Wo fak stunn ik

allenig up d' Diek,

wuß mi för Kummer kien Raad.

Di keek ik an

un weg wassen dann

all mien Gedanken so quaad.

 

Kummt mal de Stünn,

dat ik sowied bün,

mien Levensschipp d' Seils strieken de.

Denn wünsk ik mi,

ik wurr Deel van di,

mien Seel kreeg so heel wiss sien Free.

 

Quelle: CD Jan Cornelius TÖVERLAND (1998)